Er hatte keine Ahnung, wie er in dieser Diskothek gelandet ist. Er war einfach nur unterwegs. Kein Ziel, keine Richtung. Er wollte einfach nur raus, hatte es satt. Was er satt hatte, wusste er nicht. Vielleicht sicht selbst. Athenodora, die Volturi. Alles?! Letztendlich hatte ihn dieses Alles in eine überfüllte Tanzlokalität geführt, die mehr nach Schweiß und Verzweiflung roch, als nach Spaß und Abenteuer. Leicht bekleidete Damen tanzten wenig elegant um ihr ausgesuchtes Opfer. Männer deren Ego größer war, als ihr Penis erlaubte. Caius war angewiedert von all der Wollust. Er erinnerte sich noch an Zeiten, in denen es Mühe und Talent bedurfte eine Frau zu verführen. Heutzutage schmissen sie sich wie Köder selbst ins Wasser und mussten nicht lange warten, angeknabbert zu werden.
Flüchten sollte er, ehe er selbst von diesen widerwärtigen Kreaturen berührt wurde. Ein grober Blick in die Mänge ließ nicht ein Weiblein in seinen Interessenbereich fallen. Wo waren die Frauen mit Klasse, deren Blut süßer war, als der Nektar Edens?
Schwerfällig ließ er sich auf einem Barhocker nieder, orderte fast schreiend einen Scotch. Nicht ein mal die Musik versprach ihn aufzumuntern. Sein Hunger vermochte ja groß sein, aber sein Apettit ließ ihn nicht kosten. Er fühlte seine Ehre schon die Koffer packen, wenn er nur daran dachte eines dieser schwitzendes, stark geschminkten Wesen zu verführen, um sie leer zu trinken.
Caius verweilte einige Zeit, wimmelte hie und da Menschen ab, sie seine Erscheinung reizten. Wenn auch nicht gut, wärmte der Alkohol seinen Körper. So hatte er zumindest das Gefühl, sich genährt zu haben.
Er bestellte das nächste Getränkt, als er in mitten der tanzwütigen Menge ein Mädchen erspähte. Sie stand ganz ruhig da, tanzte nicht. Nein, sie sah einfach zu ihm. Das Auge eines Sterblichen hätte das süße Zucken ihrer Mundwinkel aus der Entfernung nicht erkannt, aber er tat es. Ihr trägerloses, hautenges, schwarzes Kleid umschmeichelte den zarten, zerbrechlich wirkenden Körper. Ihre Haut so blass wie seine eigene, erschien ihm so reizend angenehm, wie der Mond bei einer klaren Nacht. Sollte er aufstehen? Nein.
Sie war durchaus hübsch, interessant und bestimmt auch schmackhaft. Wie hatte ein so junges Ding wie es geschafft, an den Türstehern vorbei zu kommen? War sie überhaupt alt genug, um hier zu sein?
Ihr dunkles, braunes Haar fiel in seichten Locken über ihre Schultern, als sie aus dem Nichts das Zopfband entfernte. Dieses kleine Miststück hatte tatsächlich vor ihn zu umwerben und sie war gut dabei, denn Caius verspürte schon jetzt den Drang seine Zähne in ihrem Hals zu versenken.
Elegant setzte sie einen Fuß vor den anderen, als sie begann auf ihn zu zu kommen. Nun erhob auch Caius sich, kam ihr entgegen. Er hielt den Atem an, als er vor ihr stand, fixierte sie mit seinem Blick, sie tat es ihm gleich und sah ihm bestimmt in die Augen.
Er wollte etwas sagen, doch ließ es, da es viel zu laut war, um vernünftig mit ihr zu reden. Doch wozu reden, wenn ihr Blick ihm alles verriet. Caius zuckte zusammen, als sie plötzlich seine Hand ergriff und ohne großen Aufwand es schaffte, ihn mit sich zu ziehen. Wann war er das letzte mal so von einem weiblichen Individuum verzaubert? Er fühlte sich fast wehrlos, dabei war sie nur ein Mensch, eine heranwachsende Frau. Er schätzte sie grob auf 17, vielleicht 18. Aber das Aussehen einer Person konnte immer trügen.
Wenig später fand er sich mit ihr vor der Lokalität wieder. Die grässliche Musik dröhnte noch immer an sein Ohr, nur nicht mehr so laut. Weg von den gräßlichen Gerüchen, so dass er sich nun ihrem hingeben konnte. Sie reizte nicht nur mit ihrem Aussehen.
Sollte er nun etwas sagen? Wollte sie etwas sagen? War Schweigen immer noch angebrachter, als jedes Wort? Er beobachtete sie, wie sie sich eine Zigarette aus dem Ausschnitt zog und dazu das passende Feuerzeug. Doch ehe sie sich jene anzünden konnte, entriss er sie ihr und sah sie weiter an.
„Dann doch lieber gleich zu mir?“ Die entzückende Stimme, die ihn so verführisch fragte. Nein konnte er schlecht sagen, also nickte er nur mit einem leichten Grinsen.
„Gut.“ Wie selbstverständlich nahm sie wieder seine Hand und er fragte sich, ob sie diese Masche schon öfter abgezogen hatte. Zumindest schein sie geübt darain, Männer zu umwerben, ohne etwas sagen zu müssen. Und nun hatte sie einen Vampir an der Angel und war sich dessen vielleicht nicht mal bewusst.
Sie setzte zum gehen an und er folgte ihr artig, bewunderte ihren stolzen Gang, ihre zarten Schultern, den dünnen Hals. Er spürte ihren Puls, der ganz und gar ruhig war.
„Du solltest das nicht tun.“, sprach er nun endlich, als sie nur wenige Minuten später vor einer Hausttür standen.
Sie drehte sich zu ihm und lächelte. Caius könnte schwören, dass dieses Lächeln ihn fast davon abgebracht hätte, ihr später das Blut zu nehmen. „Warum nicht?“, fragte sie ruhig, verführerisch.
„Nimmst du immer einfach fremde Männer mit?“
„Nein. Nur heute.“
Nur heute? Er kam ihr näher. „Hast du vor gar nichts Angst?“
„Nicht vor dir.“ Sie zog den Schlüssel aus ihrem Auschnitt und Caius wunderte sich, was sie zwischen diesen kleinen Brüsten noch versteckte.
„Warum?“
„Hör auf Fragen zu stellen. Ich weiß genau was du willst und ich weiß, du hast es gefunden. Akzeptier die Tatsache, dass du mich entweder heute nimmst oder ich mir einen anderen suche.“
Sie klang so erwachsen für ihre so junge Erscheinung. Und jedes Wort das sie sprach, vergrößerte seinen Hunger nur. Caius beugte sich zu ihr, so nah wie nur möglich. „Was will ich denn?“, hauchte er an ihren Lippen.
„Komm mit.“, war nur ihre Antwort und schon war die Tür offen. Ohne Umschweife zog sie ihn in den dritten Stock, öffnete die Tür zu einem kleinen Apartment und verschloss sie wieder hinter sich und ihm.
Caius sah sich um. Nichts besonderes, nichts auffälliges. Eine normale Wohnung für ein normales Mädchen. Aber sie war sicher nicht normal, wenn sie ihn einfach mitnahm.
Sie flanierte elegant in die Küche, er hörte sie einen Korken lösen. „Ich weiß genau was du bist.“
Er folgte ihr, stand hinter ihr und beobachtete sie, wie sie sich ein Glas Wein eingoss. „Was bin ich?“ Seine Begierde nach ihr wuchs. Wie schaffte sie das nur? Nicht ein mal Athenodora hatte es in den letzten jahrhunderten geschafft, ihn so einzunehmen. Allein ihre Blicke schienen ihn gefangen zu nehmen. Caius legte beide Hände an ihre Hüfte, lehnte seicht an ihrem Rücken und sah ihr über die Schultern.
„Ein Monster. Und das ist dein Problem.“
„Es ist nicht unbedingt ein Problem, ein Monster zu sein.“ Er senkte seine Nase in ihr Haar.
„Oh doch, weil ich genau das gesucht habe.“ Wie blieb sie nur so ruhig? War sie sich wirklich bewusst was für ein Monster er war?
„Und was soll ich mit dir anstellen? Dich entkleiden?“ Seine rechte Hand zog langsam den Reißverschluss ihres Kleides runter. „Dich küssen?“ Seine kalten Lippen hinterließen einen kleinen Kuss auf ihrer Schulter. Er vernahm ihre Seufzen und spürte förmlich ihr zufriedenes Lächeln, ohne es wirklich zu sehen. „Dich durchvögeln ?“ Er drehte sie ruckartig herum, stieß sie gegen die Theke und schmiegte sich eng an sie. Das Weinglas kippte um und er hörte leise die Flüssigkeit auf den Pakettboden tröpfeln.
„Das wäre doch schon mal ein Anfang.“ Obwohl ihr Puls nun etwas schneller ging, blieb ihr Blick entspannt, fast verträumt.
„Du weißt nicht was ich bin.“, meinte er dann, ließ von ihr ab und entfernte sich.
Sie ließ ihr Kleid ganz zu Boden fallen und stieg aus ihm. „Und was ist, wenn doch?“
Caius ging zunächst nicht auf die Frage ein, weil sein Verstand aussetzte und sein Hunger aufkochte, als er ihren nackten Körper sah. Dieses blasse Fleisch, diese kleinen, wohlgeformten Brüste.
„Nicht alle gehen ungläubig durch diese Welt.“ Sie trat wieder auf ihn zu, ihre Hände glitten über seine Brust aufwärts.
„Du hast mich also ausgesucht, weil du wolltest, dass ich von dir trinke?“
„Jetzt sind wir endlich beim richtigen Thema!“ Sie lachte leise, ging zum Regal und griff ein neues Weinglas. „Ich war zunächst nur in der Diskothek, weil ich Sex wollte, aber dann sah ich dich.“
„Und es war so offensichtlich was ich bin?“
„Ich muss dir sicher nicht beschreiben, wie ein blutdürstender Vampir aussieht.“ Sie schwenkte das neubefüllte Glas hin und her, nippte kurz daran.
Caius musste grinsen. Nicht nur er wusste was er wollte. „Du willst mir auch sicher nicht erzählen, woher du von unserer Existenz weißt und ob du noch andere kennst.“
„So viel sei verraten, ein paar kenne ich und sie alle wollten mir meinen Wunsch nicht erfüllen.“
Er schwieg kurz und betrachtete sie. „Du willst doch nicht etwa-“, doch sie stoppte ihn mit einer kleinen Geste.
„Nein.“ Sie stellte das Glas ab, lehnte an der Theke. „Ich will nur Sex mit dir und dafür, darfst du von mir trinken. Beziehungsweise bestehe ich darauf, dass du von mir trinkst.“
Hatte schon ein Mal jemand von ihr getrunken?
Seine ausbleibende Antwort animierte sie anscheinend zum weiterreden. „Dante hat sich ein Mal an mir genährt, lange Geschichte.“ Sie winkte ab. „Aber er wollte nie mit mir schlafen. Ich armes, unschuldiges Ding, sollte nicht das Betthäschen eines Monsters sein.“, erzählte sie theatralisch.
Sie war schon amüsant. „Insgeheim interessiert es mich ja, warum du unbedingt Sex mit einem Vampir willst, aber du bist viel zu reizvoll, als dass ich die noch länger halbnackt dort stehen lassen könnte.“
„Ich habe mich schon gefragt, ob du überhaupt noch zu dieser Erkenntnis kommen würdest.“ Sie grinste schelmisch und spielte mit ihrem Haar.
Caius knöpfte sein Hemd auf und warf es zu Boden. „Ein besonderer Ort, an dem ich dich nehmen soll, oder bist du da spontan?“
„Hör einfach auf zu reden.“ Sie trat wieder an ihn heran, ihre süßen Nippel striffen seine nackte Haut, ehe er in ihr Haar griff und sie an seine Lippen zog. Ihr Körper schien zu kochen, so heiß war sie im Gegensatz zu seiner Kälte. Ohne Mühe, hob er sie auf seine Hüfte, setzte sie auf der Theke ab und genoss es, wie sie die Beine um ihn schlang und ihren Unterleib an dseinen rieb, ganz langsam, ganz elegant. Genauso gekonnt erwiederte sie sein Zungenspiel und unterbrach dieses nicht, als er ihr vorsichtig in die Lippe biss und endlich ihr Blut kostete. Sie schmeckte so gut.
Ihre flinken Finger schafften es schnell, seinen Gürtel zu lösen, die Hose zu öffnen und ohne Unterbrechung des Kusses die Hose runterzuschieben. Dieses angenehme Brennen auf seiner Haut, wenn sie ihn Berührte.
Da er die Küche für zu unkomfortabel für das Bevorstehende empfand, hob er sie wieder hoch, stieß dabei seine Hose beiseite und trug sie ins angrenzende Wohnzimmer. Unsanft ließ er sie aufs sofa fallen, sah sie begierd an. Wie ihr Körper sich ohne Berührung seinerseits vor ihm wandte, sie ihnt lüsternd angrinste und sich auf die Unterlippe biss, nur wartend, dass er ihr endlich das Höschen entreißen würde.
Langsam legte er sich auf sie, seufzte als sich ihre Körper wieder berührten und küsse sie knapp. Seine Lippen striffen an ihrer Haut hinab, den Hals ließ er zunächst aus, während er sich ihren Busen hingab. Wie gerne er in sie hineinbeißen würde. Er sah rauf zu ihr, doch ihre Augenw aren geschlossen und ihre Lippen umschmeichelte ein erregtes Grinsen. Wieso nicht.
Langsam versenkte er seine Zähne in ihrer Brust. Das Stöhnen, welches von ihr kam klang erst etwas schmerzverzerrt doch dann erregt. Vorsichtig, als sei es das kostbarste, dass er je getrunken hatte, schluckte er ihr Blut runter und genoss jeden Tropfen, der seine Lippen benetzte. Nicht viel nahm er ihr, leckte über die Wunde und küsste weiter runter. Gekonnte entfernte er ihren Slip, streichelte über die Innenseiten ihrer Schenkel und übersäte ihre Schamlippen mit kleinen Küssen. Er war sich weder ihre Alters noch ihrer Herkunft bewusst, doch was sollte ihn das interessieren? Er wäre hier nach verschwunden. Nichts, ausser die Narben seiner Bisswunden, werden sie an ihn erinnern. Er wird ihr nicht seinen Namen verraten. Seicht leckte er sie, wurde intensiver mit jedem Stöhnen, das sie von sich gab und ließ es sich auch nicht neben, an dieser Stelle von ihr zu trinken. Nur ein paar Tropfen, nur eine kleine Wunde. Caius spürte, wie sich ihre Finger in sein Haar krallten und es ihr nur zu gut zu gefallen schien, was er mit ihr anstellte. Es turnte ihn zu sehr an, wie sie sich ihm hingab und trotzdem die Kontrolle über alles zu haben schien. Sie turnte ihn an! Dieses unschuldig wirkende Wesen, dass ihn mit Blicken zu sich gelockt hatte und ganz bewusst seine Wünsche erfüllen wollte, nur um ihre eigenen zu verwirklichen.
Sie zog ihn wieder zu sich hoch, küsste ihn, schmeckte nun ihr eigenes Blut und Caius fragte sich, ob er sie mitnehmen sollte, sie einige Zeit für seine Zwecke verwenden sollte. Wo fand er schon so ein bereitwilliges Opfer, ohne vorher mit Redekunst an sein Ziel zu kommen?
„Wie wäre es nun mit dem Hauptgang?“, flüsterte sie in sein Ohr, seufzte angenehm, als er ihren Hals küsste und sanft in ihn biss, ohne sie zu verletzen. Geduldig war Madame keinesfalls. Mit einer Hand zog er seine Shorts runter, ohne sich wirklich von ihr zu entfernen, zog dann eines ihrer Beine um seine Hüfte und rieb sich langsam an ihr.
„Ist serviert.“, hauchte er nur noch und küsste sie, drang langsam in sie ein und begann ihr entgegen zu stöhnen. Entweder war dieses kleine Miststück eine Jungfrau, die ihn nur benutzte, oder Gott schenkte ihm hier ein angenehm enges Exemplar und beglückte ihn damit.
Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Rücken und Caius wurde mit jedem Stoß härter. Dieses woltuehende Stöhnen ihrerseits war beinahe Musik in seinen Ohren. Sie sah nicht nur gut aus, konnte ihn verführen, nein klang auch noch erregend gut beim Sex. Er wurde schneller und brutaler, biss ihr schließlich unsanft in den Hals, was sie nur lauter werden ließ und die Fingernägel tiefer in seine Haut drücken ließ.
Kate
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Thema: Re: Runde 3 Word War Di Jun 05, 2012 12:07 am
Sorry, bin viel zu faul, um die Formatierungen rein zu tun!
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Am Ende des Weges
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Ihr kennt das. Wenn wir sterben, sagen wir uns, sehen wir etwas. Ein helles, scheinendes Licht, das die Dunkelheit in zwei Stücke spaltet. Jene, die vor uns gegangen sind und uns willkommen heissen. Unser eigenes Leben im Schnelldurchlauf. Ganz egal, ob wir uns langsam, allmählich verabschieden oder binnen einer einzigen Sekunde gewesen sind – wir gehen nicht, ohne zu wissen, dass wir es tun. Da muss einfach etwas sein. Richtig?
Richtig.
Aber was ich sehe, hat sich nie abgespielt. Ich sehe das Leben, das ich geführt hätte, wären manche Dinge anders gekommen. Ich sehe, was hätte sein können, hätte ein bestimmter Vampir an einem bestimmten Tag nicht ein bestimmtes Lokal betreten und dort jemand Bestimmes vorgefunden. Viele unzähliche Male blicke in die Augen, die in diesem Moment dicht über meinem Gesicht schweben, sehe sie glücklich, verärgert, genervt, vertraut, liebend, und am Ende mit dem selben Schmerz wie in der Realität, wie in der letzten Sekunde meines wahren Lebens.
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Mein Herz bricht, als ich achtzehn Jahre alt bin.
Es liegt nicht an dir, sagt Sam und weicht zurück, entflieht meiner Faust. Leah. Ich...ich kann es nicht erklären.
Warum stehst du dann noch hier?, schreie ich und hole wieder mit der Faust aus, lande wieder keinen Treffer. In mir kämpft ein Schmerz darum, mich zu verschlingen. Alles alles alles tut unsagbar weh, mein Kopf, meine Brust, meine Gedanken, meine Haut. Ich versuche, ruhig zu bleiben, obwohl ich nur noch zerstören, verwüsten, töten will, aber nichts macht Sinn, ich verstehe nichts, sehe statt Sam nur noch finstere Nacht vor mir.
Ich liebe dich, flüstert er von der Nacht verborgen und ich kreische mit Leib und Seele: Ich HASSE dich!
Geh unter, flehe ich stumm, geh unter geh unter bitte geh unter.
Aber nur ich gehe unter, nicht Sam, nicht die Welt. Ich bin die einzige, die keinen festen Boden mehr unter den Füssen hat, die taumelt und strauchelt und ins Bodenlose fällt, die schreit und weiss, dass nichts mehr gut ist. Ich höre etwas knacken, auseinander fallen, und dann wird mir alles egal. Scheiss auf meine Würde, scheiss auf meinen Stolz. Es tut weh und ich will, dass der Schmerz verschwindet. Das alles, das gerade kaputt gegangen ist – ich –, wieder heil gemacht wird, hier, sofort, ganz egal, was ich dafür tun muss.
Bitte, Sam, bitte nicht, beginne ich zu flehen. Ich bin erbärmlich und hasse mich in diesem Moment mehr, als ich Sam hasse. Aber ich kann nicht aufhören, es ist unmöglich. Tu das nicht, Sam, Sam, nein, ich kann dafür sorgen, dass alles wieder okay wird, ich ändere mich, ich bemühe mich, bitte, Sam, bitte, ich tue alles, bitte.
Es liegt nicht an dir, wiederholt Sam. Du kannst nichts dafür. Du hast nichts falsch gemacht, Leah. Etwas...etwas ist passiert. Ich kann es nicht rückgängig machen.
Ich weiss nicht, ob er lügt. Aber ich weiss, dass er nicht die ganze Wahrheit sagt. Vielleicht kann er es, was auch immer es ist, wirklich nicht rückgängig machen. Doch sehr viel bedeutender ist, dass er es nicht rückgängig machen will. Er will nicht, dass alles wieder in Ordnung kommt. Er will nicht, dass wir sind, wer wir bis vor kurzem noch waren. Er will mich nicht.
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Einen Monat später bricht mein Herz in weitere Stücke.
Oh Gott, wenn ich es dir bloss erklären könnte, schluchtzt Emily und berührt dort, wo meine Ohrfeige sie getroffen hat, die von Narben entstellte Haut. Wir haben nichts davon geplant. Wir haben es uns nicht ausgesucht. Es ist...
...einfach passiert?, fauche ich. Beim Sprechen fliegen Spucketröpfchen aus meinem Mund. Sie benetzen Emilys Hand und während ich sie betrachte, sie betrachte, weil ich irgendwo hinsehen muss und mir alles lieber ist, als dem Blick dieser Person zu begegnen, wundere ich mich darüber, dass sie nicht ätzend sind wie Säure. Ich bin so zornig, dass ich mir sicher bin, ich könnte Emily ernsthaften Schaden zufügen, mit meinen Händen, meiner Spucke, meinen Worten, meinen Gedanken. Du hast mir also ganz aus Versehen meinen Freund ausgespannt, ja? Du hast dich ihm hinter meinem Rücken an den Hals geworfen, aber klar, dafür kannst du nichts. Das ist nicht deine Schuld. Es ist überhaupt nicht eure verdammte Schuld, dass ihr mich gemeinsam hintergegangen habt.
Leah... Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt.
Verdammt richtig, fahre ich sie an und denke dabei, dass ich Sam längst vergessen hätte, könnte man es sich eben doch aussuchen. Ich würde Sam nicht mehr lieben und ich würde ganz bestimmt Emily nicht mehr lieben. Das ist das Schlimmste. Sie haben mich betrogen, mich verraten, mir weh getan, und ich hasse sie, hasse beide so sehr, dass ich nicht mehr schlafen, essen und träumen kann – und ich liebe sie. Es hört nicht auf, die Liebe geht nicht weg. Sie scheint für ewig in mich eingebrannt zu sein, ich kann daran zerren und reissen, sie lässt mich einfach nicht los. Das kann man sich nicht aussuchen. Aber was man damit tut, das IST eine Wahl. Nur weil du dich in den Mann verliebt hast, den ich liebe, bist du noch lange nicht dazu GEZWUNGEN, diese Liebe auszuleben! Niemand hat dir eine Knarre an den Kopf gehalten und dir befohlen, dich an ihn ranzuschmeissen! DU hast das entschieden. DU hast es dir so ausgesucht. Ich schwanke, auf einmal ist mir schwindelig und ich muss mich gegen den Baum hinter mir lehnen, um nicht umzufallen. Es ist zu viel. Sie haben mir zu viel Gutes genommen und zu viel Schreckliches hinterlassen. Es vergiftet mich, und ich weiss, wenn ich nicht selber für den letzten Bruch sorge, wird es mich von innen heraus umbringen. Loslassen, ich muss loslassen. Sam und Emily aus meinem Leben verbannen. Dort, wo sie jetzt sind, auf ihrer kleinen, rosafarbenen Wolke für Frischverliebte, gibt es ohnehin keinen Platz für mich. Geh, murmle ich. Hau ab. Verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen. Kommt nicht noch einmal auf die Idee, zu mir zu kommen. Ruf nicht an. Schreib nicht. Sei einfach glücklich mit deinem beschissenen Verrat und für mich tot.
+
Endgültig zum Scherbenmeer wird mein Herz fünf weitere Monate später.
Ich sitze mit dem Handy neben mir auf der Veranda und frage mich, warum ausgerechnet meine Familie so einen Dachschaden haben muss. Mom und Dad sind seltsam geworden, als Sam mich verlassen hat. Zuerst dachte ich, sie wären bloss nervös und unsicher, weil sie zum ersten Mal mit einem Kind mit Liebeskummer konfrontiert waren. Ich habe oft geheult und dann wie eine Verrückte gebrüllt, wenn sie versucht haben, mich zu trösten. Das verfluchte Mitleid hat mich genervt, dabei habe ich mir nicht gerade Mühe gegeben, meinen Kummer zu verbergen. Ich wollte unbedingt, dass sie mir helfen, dass sie mir den Schmerz nehmen, aber es gab einfach nichts, womit sie mich hätten glülich machen können. Die Tochter von Dads bestem Freund, das hässliche Entlein mit dem falschen Namen, wurde zur selben Zeit wie ich fallen gelassen und ist in den Hungerstreik gegangen, oder so etwas. Jedenfalls habe ich angenommen, meine Eltern würden mich für genauso suzidial halten und wären deswegen so schräg drauf.
Aber ich bin nicht selbstmordgefährdet und bin inzwischen dauerhaft mies gelaunt statt regelmässig in Tränen auszubrechen. Trotzdem sind Mom und Dad nach wie vor nervös und unsicher. Sie scheinen auf etwas zu warten, etwas zu fürchten. Etwas, das mit Seth zu tun hat. Während ich meine Eltern dabei beobachte, wie sie im Garten hektisch auf meinen Bruder einreden und gleichzeitig darauf warte, dass endlich eine Freundin anruft und mir guten Grund gibt, von hier abzuhauen, zerbreche ich mir den Kopf über dieses Familienrätsel. Was zur Hölle können Sue und Harry so Wichtiges mit Seth zu besprechen haben? Ist er von der Schule geflogen, ohne dass ich es mitbekommen habe? Ist mein Bruder nicht so unschuldig, wie er immer tut und hat sich Syphillis eingefangen?
Ich merke, wie ich allmählich sauer werde, und freue mich insgeheim darüber. Sich über seine Familie ärgern ist normal. Jeder tut es. Das ist endlich mal wieder etwas, das weder mit Sam noch mit Emily zu tun hat.
Leute!, rufe ich und schwenke hektisch mein Glas Limonade. Um was geht es? Ich will mitreden. Hat Sethiebärchen Scheisse gebaut? Braucht ihr Ideen, wie ihr ihn bestrafen könnt?
Dad blickt über die Schulter zu mir, halb verärgert, halb erfreut. Das ist die Tochter, die er kennt und von der er weiss, wie mit ihr umgehen. Geht dich nichts an, Schatz!, ruft er zurück. Hey, mach dich doch mal nützlich und fang schon mal mit dem Abendessen an. Das hier dauert noch eine Weile.
Von wegen, erwidere ich. Klärt mich auf der Stelle auf! Ich bin euer Lieblingskind, schon vergessen? Ihr wollt nicht so sehr wie mich zufrieden und glücklich zu stimmen. Wenn ihr mich nicht in dieses Gespräch mitein bezieht, fühle ich mich ausgeschlossen und bringe mich vor Kummer um.
Darüber scherzt man nicht!, schallt Mom.
Wer sagt, dass das ein Scherz gewesen ist?
Seth nutzt es aus, dass ich unsere Eltern ablenke, befreit sich aus Dads Griff und rennt auf mich zu. Er bremst nicht rechzeitig ab, trampelt mir über die Füsse und reisst mir dabei das Glas aus der Hand. Er grinst dämlich und springt rasch zur Seite, weg von meinen Fingernägeln, die nur noch seinen Ärmel streifen. Manchmal – sehr selten – schaffe ich es, ehrlich mit mir zu sein und zu zugeben, dass ich diesen Idioten liebe. Vermutlich mehr als mich selbst. Niemand geht mir so sehr und so häufig auf die Nerven wie Seth, aber da er trotzdem noch lebt, spricht das ziemlich deutlich dafür, dass er mir wichtig ist. Ich glaube, Seth zu verlieren, wäre das einzige, das mich wirklich und wahrhaftig umbringen würde. Alle anderen können mir weh tun, mich zerstören, Narben hinterlassen. Aber nur Seth ist der kleine Bruder, der sich auf mich verlässt und immer wieder angerannt kommt, egal wie zickig ich bin. Würde ich Seth verlieren, wäre das allein meine Schuld. Es ist albern, so zu denken, und macht keinen Sinn; aber es ist einfach so. Ein Fakt. Eine Tatsache.
Unser Gespräch ist noch nicht beendet!, ruft Mom. Komm sofort zurück, Seth!
Um was geht es denn nun?, will ich von Seth wissen.
Äh, na ja, also.
Sag schon, Spinner!
Seth guckt mich zerknirscht an. Weiss auch nicht so genau. Irgendetwas mit Du-weißt-schon-wer.
Das ist eine Sache an ihm, die ich wirklich schätze (obwohl ich das natürlich nicht offen zugebe). Seth hat Sams Namen kein einziges Mal mehr ausgesprochen, seit er mich verlassen hat, und nachdem er ihn zum ersten Mal Hand in Hand mit Emily gesehen hat, gilt für ihren Namen das selbe. Mom ist deswegen total sauer auf ihn. Von wegen, Emily hätte ihm nichts getan und wäre seine Cousine, die er gefälligst zu achten habe.
Sprich weiter!, befehle ich.
Aber ich kapiere es ja auch nicht!, jammert Seth. Sie sprechen die ganze Zeit davon, dass sich bald viel in meinem Leben verändern wird und dass Du-weißt-schon-wer dann der einzige sein wird, der mir helfen kann. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, was das soll. Aber ich werde mich nicht mit ihm anfreunden, oder so was, ehrlich.
Unsere Eltern kommen auf die Veranda, Dad schiebt uns ins Haus, Mom kniet sich genervt nieder, um die Scherben aufzusammeln. Ich denke noch, dass mich die Scherben verfolgen, und weiss nicht, wie Recht ich damit habe. Im Haus riecht es muffig, was mich daran erinnert, dass ich heute ursprünglich nur zu Hause geblieben bin, weil Mom mich dazu verdonnert hat, die Wäsche zu machen. Dad wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu, einer von der Sorte: eure Mutter reisst sich ein Bein aus, um sich um uns zu kümmern, und du schaffst es nicht einmal, alle sechs Monate den kleinen Finger krumm zu machen?
Ja doch, antworte ich auf diesen Blick und schiebe mich an ihm vorbei. Ich hätte mich längst um die beschissene Wäsche gekümmert, hättet ihr mich nicht abgelenkt, indem ihr mich ausgeschlossen habt.
Es ist nicht immer alles unsere Schuld, Leah.
Ich bleibe stehen, betrachte meine Hände, die auf einmal unkontrolliert zittern. Warum?, frage ich leise. Warum wollt ihr mir Seth wegnehmen?
Hä?, macht Seth.
Warum, frage ich weiter, steht ihr nicht auf MEINER Seite? Warum wollt ihr unbedingt, dass sich Seth bei Sam einschleimt und Emily verzeiht? Warum könnt ihr nicht wenigstens so tun, als wäre ich euch wichtiger als Emily?
Leah...
Ich höre nicht mehr, was Dad sagt. Es geht darum, dass ich Unsinn rede, glaube ich. Dass ich total spinne. Plötzlich kommen mir wieder die Tränen, von denen ich gedacht habe, sie wären endlich alle geweint, und es macht mich unglaublich wütend, alles, die Tränen, meine Eltern, die Emily nicht aus ihrem Leben gestrichen haben, sogar Seth, obwohl er zu mir hält. Seth wird kuschen, Seth knickt am Ende doch immer ein, und dann wird er sich wie der Rest der Welt für Emily und Sam freuen.
Ich explodiere.
Wortwörtlich.
In meinem Bauch geht eine Bombe los und ich werde auseinander gerissen. Absolut jede Zelle schmerzt, ich kann nicht denken, alles dreht und dreht und dreht sich. Aus oben wird unten und aus unten ein tiefes Loch, um mich herum nichts als Schreie und Farbschlieren. Ich fühle, wie die Jahre verstreichen, doch gleichzeitig ist ein Teil von mir sich darüber im Klaren, dass bloss eine einzige, mickrige Sekunde vergangen ist. Eine Sekunde, in der ich unter Höllenqualen sterbe.
Und neugeboren werde.
Dann sehe ich Seth, Dad und unseren Flur, aber etwas ist anders, der Blickwinkel ist völlig verkehrt. Ich komme nicht mehr dazu, an mir runter zu sehen. Dads Augen weiten sich, sein Gesicht nimmt einen merkwürdigen Zug an. Er greift sich an die Brust. Sein Herz. Es ist sein Herz.
Daddy!, kreische ich, wie ich seit zehn Jahren nicht mehr getan habe.
Gemeinsam mit dem Jaulen des Tieres, das ich fortan sein werde, geht er zu Boden. Wenige Stunden später ist mein Vater tot.
+
Ich bin jetzt das herzlose Miststück einer Familie, die mich genauso wenig will, wie ich sie will.
Komm schon!, klagt Jake. Du sollst nur einmal still sein, das ist echt nicht zu viel verlangt.
Er hat recht, sagt Sam. Reiss dich zusammen, Leah, oder ich muss es dir befehlen.
Ich weiss, dass das eine leere Drohung ist. Sam wird seine Macht nicht missbrauchen, um mich dazu zu zwingen, nur noch kuschelige, friedliche Gedanken, falsche Gedanken zu haben. Ich könnte laut davon singen, was für eine Hure Emily ist, er würde mich doch nicht mit einem Alphabefehl zum Schweigen bringen. Er hat mich verlassen, sich für meine Cousine und beste Freundin gegen mich entschieden, und jetzt kann er mir nicht einmal mehr den kleinen Gefallen tun, sein Glück fernab von mir zu geniessen. Jeder Tag hat mir nichts mehr anders als Folter zu bieten und weil ich nicht tapfer, gutherzig und heilig bin, kann ich diesen Scheiss nicht einfach schlucken. Ich muss der Welt zurückgeben, was sie mir gibt, sonst bringe ich noch jemanden um.